Univ.-Prof. Dr. Andreas Karwautz

Wappis— Darüber spricht man nicht

Bernhard Wappis, Darüber spricht man(n) nicht- Magersucht und Bulimie bei Männern, ISBN 3- 8334- 2744-2,  Mai 2005

Besprechung von Rahel Jahoda - So What! Institut für Menschen mit Essstörungen.
Zuerst erschienen im Newsletter der ÖGES Herbst 2005 (www.oeges.or.at).

 

„Darüber spricht man(n) nicht“ ist die autobiographische Geschichte von Bernhard Wappis, in der er die Zeit seiner Kindheit als unverstandenes, sehr von der Mutter geprägtes Kind erzählt, die Entwicklung seiner Anorexia Nervosa in seiner Jugend beschreibt, die nach 2 Jahren der Askese so nicht mehr aufrecht zu erhalten ist und in eine Bulimia Nervosa übergeht.

Nach einem von ihm geforderten Klinikaufenthalt ist sein Leben weiterhin geprägt von der Bulimie, ab und zu abgelöst von Magersucht.

Er schildert den langen Weg der Psychotherapie, zeigt das Hadern zwischen Motivation und Therapieziel auf. Schließlich der Weg zurück ins Leben und auch das Wissen, dass die Krankheit letztendlich für ihn und seine Entwicklung wichtig war.

„ Auch wenn es- nach all der Qualität- vielleicht absurd klingt: Die Krankheit war für mich und meine Entwicklung wichtig. So wurde ich gezwungen, mich zu fragen, wer ich bin und wer ich sein kann.“ (S 130)

Anschließend an den autobiographischen Teil kommt ein Ratgeber, der Themen, wie Männer und Essstörungen- Unterschiede zu Frauen und Essstörungen, die genaue Definition der einzelnen Krankheitsbilder Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa und Binge Eating Disorder beschreibt.

Bernhard Wappis geht auch der Frage nach, welche Psychotherapie braucht man(n) und stellt die Forderung nach einem Behandlungsansatz für essgestörte Männer, da diese sich mit anderen Männern in der Psychotherapie auseinandersetzten und unterschiedliche männliche Leitbilder kennen lernen. „Nur so können sie ein eigenes, für sie passendes Lebenskonzept für Männer entwickeln.“ (S 144)

Danach werden Einrichtungen vorgestellt, an die man(n) sich wenden kann, aber auch Ideen, was helfen kann, wie z.B. aktive Körperpflege, Entspannungsübungen, work- shops, Kontakt zu alten FreundInnen aufnehmen,...

Literaturempfehlungen kommen nicht zu kurz, und auch Internetforen werden angeführt.

Das gesamte Buch wird aufgelockert durch treffende, liebevolle, aber doch witzige Cartoons von Astrid Langer.

Das Buch ist sowohl für Betroffene und Angehörige aber auch für ExpertInnen lesenswert- vereint es doch auf der einen Seite die autobiographische Geschichte von Bernard Wappis

und auf der anderen Seite fachliches Wissen.

 

Bernhard Wappis ist Gründungsmitglied des Vereins „Mann- Sein“- Verein zur Förderung von ganzheitlichen Männergesundheitsprojekten. Sie erreichen den Autor unter bwappis@gmx.at bzw. www.mann-sein.at

 

Rezensentin: Rahel Jahoda, Leitungsmitglied von SoWhat!- Institut für Menschen für Essstörungen, Vorstandsmitglied der ÖGES- österreichische Gesellschaft für Essstörungen